01.11.2025
· 15:00
Uhr
Drei Heimaten? Viet-Deutsche in Ost und West

Politik & Stadtgesellschaft, Wissenschaft & Bildung, Vorträge, Lesungen & Multimedia
Die Geschichte der vietnamesischen Migration ins geteilte Deutschland ist eng mit der Teilungs-, Kriegs und sozialistischen Geschichte Vietnams verbunden: Nach dem Ende des Vietnamkrieges kamen ab 1979 ca. 40.000 als »Boat People« bezeichnete Kontingentflüchtlinge in die Bundesrepublik. In der DDR machten vietnamesische Vertragsarbeiterinnen und -arbeiter ab 1980 einen wichtigen Teil der Arbeitsmigration aus den »sozialistischen Bruderländern« aus. Hinzu kamen viele Studierende, die schon ab den 1950er Jahren in die DDR zur Ausbildung kamen. Insgesamt 100.000 Vietnames:innen kamen auf diesen Wegen in die DDR, von denen 1990 etwa 60.000 in Ostdeutschland lebten. Als »Gäste« traf sie die wirtschaftliche und soziale Transformation besonders hart, und vor allem auch der nun offen zutage tretende Rassismus.
Heute leben etwa 215.000 Menschen vietnamesischer Herkunft in Deutschland, von denen ca. 40.000 die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Denn Viele entschieden sich trotz der schwierigen Bedingungen 1990 fürs Bleiben – oder in der alten Bundesrepublik schon lange davor. Sie fanden (neue) Arbeit, machten sich häufig selbständig und gründeten Familien.
Doch wie erging es den Kindern dieser Familien? Wir sprechen mit ihnen über ihre Identitätssuche zwischen Vietnam und Deutschland, zwischen Ost und West. Denn für Viele entstand ein Pendeln zwischen den Welten: in Deutschland auf der Suche nach eigenen Lebenswegen, oft konfrontiert mit kleinen und größeren Barrieren – sehr unterschiedlich auch in Ost und West. Und immer wieder mit Blick in die alten Heimat der Eltern, zu Familie und Freunden dort und zu Werten und Traditionen, die ihre Eltern mit nach Deutschland gebracht hatten. Ein sehr biographischer Blick in die deutsch-deutsch-vietnamesische Migrationsgeschichte…
Eine Veranstaltung im Rahmen des Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte. Das Gesamtprogramm des Festivals finden Sie hier: https://weimarer-rendezvous.de/de/programm/
Gäste:
Ngoc Anh Nguyens Eltern kamen als Vertragsarbeiter in die DDR, und blieben. 1992 in der Oberlausitz geboren, wächst sie dort auch auf: mit Eltern, die viel arbeiten, und in einer Gesellschaft in harter Transformation und mit wenig Empathie, gerade gegenüber »Ausländern«. Heute ist sie als Sozialarbeiterin und Musikerin tätig. Als »Another Nguyen« verarbeitet sie diese Zeit auch in ihrer Musik und möchte viet-deutsche Erfahrungen in der Musikwelt sicht- und hörbarer machen.Claudia Tuyết Scheffel ist 1995 als Kind einer vietnamesischen Mutter und eines ostdeutschen Vaters in Chemnitz geboren und im Erzgebirge aufgewachsen. Heute arbeitet sie als Autorin und Regisseurin und verhandelt ihre bikulturelle Identität in ihren Werken. Zurzeit läuft ihr Spielfilmdebüt, das erzgebirgisch-vietnamesische Märchen „Lonig und Havendel", auf Festivals und in den Kinos. Mit dem Film schloss sie ihr Studium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg ab, wo sie die deutsch-vietnamesische Community noch einmal ganz neu kennenlernte.Dr. Kien Nghi Ha ist Kultur- und Politikwissenschaftler an der Universität Tübingen. Zusammen mit seiner Familie wurde er 1979 in der BRD als »Boat People« aufgenommen und wuchs in West-Berlin auf. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit verschiedenen Fragen von Ethnizität und kultureller Identität in der Migrationsgesellschaft. Schon 2012 gab er das Buch »Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond« heraus.Moderation:
Stella Drebber studierte Geschichte, Internationale Beziehungen sowie Culture & Organization in Erfurt und Lüneburg. Sie ist seit vielen Jahren Teil des Teams des Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte und dort aktuell für das Format Junges Rendez-vous zuständig.
Link:mehr Informationen
Samstag, 01.11.2025
15:00 - 16:30 Uhr
Veranstaltungsort:
Jugend- und Kulturzentrum mon ami Weimar
Goetheplatz 11
99423 Weimar
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