Nietzsche-Archiv
Geschichte
In der Villa Silberblick verbrachte der kranke Friedrich Nietzsche die letzten Jahre seines Lebens, gepflegt von seiner Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche. Sie richtete nach Nietzsches Tod, im Jahre 1900, hier das Nietzsche-Archiv ein. Auf Anregung Harry Graf Kesslers beauftragte Elisabeth Förster-Nietzsche nach dem Erwerb des Hauses im April 1902 den belgischen Architekten und Designer Henry van de Velde mit der Umgestaltung und Neueinrichtung der Erdgeschossräume. Das Haus wurde zum Kultort der "Nietzsche-Gemeinde".
Besichtigung
Die Innenarchitektur und die Ausstattung des Nietzsche-Archivs gehören zu Van de Veldes gelungensten Schöpfungen. Seine gestalterischen Maßnahmen betrafen den neuen Eingangsvorbau, das Vestibül, den zentralen Bibliotheks- und Versammlungsraum sowie ein kleines Arbeitszimmer und ein Speisezimmer. Das Raumensemble ist als Gesamtkunstwerk fast vollständig erhalten. Van de Velde entwarf nicht nur die hölzernen Einbauten, sondern auch die Öfen, das Mobiliar und den Flügel sowie die Stoffbezüge, die Lampen, die Bodenbeläge und die dekorativen Vasen, die den Räumen ihre harmonische Ausstrahlung verleihen.
Im Mittelpunkt der Präsentation steht der Bibliotheksraum mit der von Max Klinger geschaffenen Nietzsche-Herme aus Marmor. An den Wänden sind die Portraitdarstellungen des kranken Philosophen von Hans Olde zu sehen, während sich in den Glasvitrinen von Elisabeth Förster-Nietzsche ausgewählte Dokumente, Fotos und Andenken befinden. Im ehemaligen Speisezimmer dokumentiert eine Studio-Ausstellung die widerspruchsvolle Geschichte des Hauses und dessen Rolle im Nietzsche-Kult des Nationalsozialismus.
UNESCO zeichnet Nietzsches literarisches Erbe aus
Die UNESCO-Kommission hat Nietzsches literarischen Nachlass in das Internationale Register „Memory of the World“ aufgenommen. Der Philosoph, Dichter und Komponist Friedrich Nietzsche (1844-1900) gilt als einer der bekanntesten und einflussreichsten Autoren der Moderne. Die zum Weltdokumentenerbe erklärten Manuskripte, Notizen, Briefe und Bücher aus dem Nachlass Nietzsches befinden sich heute im Goethe- und Schiller-Archiv und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek der Klassik Stiftung Weimar. Hinzukommen einige weitere Handschriften, die im Besitz von Schweizer Institutionen sind.
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