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Stadtführungen in Deutscher Gebärdensprache

Spezieller Rundgang für gehörlose Besucher

Künftig können sich gehörlose Besucher mit einer ausgebildeten Gebärden­sprach­dolmetscherin durch die Stadt Weimar führen lassen. Birthe Seyfarth, staatlich geprüfte Gebärdensprachdolmetscherin (B.A.), wählte ihren Beruf aus Leidenschaft und schwärmt für Geschichte. Beides sind gute Voraussetzungen, um sich zusätzlich zur Stadtführerin ausbilden zu lassen.

"Eine Stadtführung einfach in Gebärden­sprache zu übersetzen, reicht nicht aus", weiß die 26-Jährige. Gehörlose Teilnehmer könnten nicht gleichzeitig dem Hinweis auf Goethes Wohnhaus und den erklärenden Gebärden folgen. Was bei einer Stadt­führung mit Hörenden selbstverständlich ist - zuhören, besichtigen und fotografieren - dauert bei Gehörlosen etwas länger. Dass die 26-Jährige neben ihren vielen Aufträgen jetzt auch Stadt­führungen über­nehmen möchte, liegt ihr am Herzen: "Gehörlose haben mehr Schwierigkeiten zu überwinden, um sich Bildung und Kultur zu erschließen. Das ist leider immer noch so. Ich möchte zumindest in unserer Stadt dafür da sein, dass Besucher mehr über unsere reiche Geschichte erfahren können."

Wichtig ist für Birthe Seyfarth, dass sie vor der Führung so viel wie möglich über die Gäste erfährt: Alter, Anzahl der Gäste und auch die Herkunft. Denn auch in der Gebärdensprache gibt es Dialekte. Einige Gehörlose kennen wiederum oft das Fingeralphabet nicht, dessen sich die Dolmetscher bedienen, wenn es keine Gebärde für bestimmte Namen oder Wörter gibt wie beispielsweise für Anna Amalia, Cranach oder Luther. Für Goethe gibt es sie. Es ist übrigens die gleiche wie für Weimar - eine zwischen Daumen und Zeigefinger angedeutete Hutkrempe. Diese Gebärde ist noch nicht alt. Sie wurde neu festgelegt, als Weimar 1999 Kulturstadt wurde. Die alte Gebärde für Weimar war leicht zu verwechseln mit betrunken sein. "Die Gebärdensprache entwickelt sich ständig weiter", erklärt Birthe Seyfarth. "Ich würde es mir als Hörende nicht anmaßen, eigene Vorschläge für Gebärden einzuführen, ohne die Meinung eines Mutter­sprachlers einzuholen." Lieber stimmt sie sich mit ihrer ersten Lehrerin ab, die sie im Volkshochschulkurs für Gebärdensprache kennenlernte. Damals war Birthe Seyfarth 14 Jahre alt und kam erstmals mit der Welt der Gehörlosen in Berührung. Später studierte sie in Magdeburg Gebärden­sprach­dolmetschen, um jetzt Gehörlose bei Arztbesuchen, bei Ämtergängen oder bei Schulterminen zu begleiten. Auch bei Konferenzen und Vorträgen übersetzt sie.

In Thüringen gibt es 13 ausgebildete Gebärden­sprach­dolmetscherinnen. Meistens sind sie übrigens dunkel gekleidet. "Damit sich die Hände besser abheben und wir so besser verstanden werden", erklärt die junge Frau. Ihre Premiere als Stadtführerin hat sie übrigens bereits gehabt - mit Erfolg.

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